Leben und Tod

Das klingt wie Kaffee und Kuchen. Apropos, kann ich noch ein Stück haben? Nein, das geht jetzt nicht und beiläufige Scherze sind im Moment auch nicht am richtigen Platz. Das spricht mir gerade der Redaktionsleiter mahnend ins Ohr. Es geht schließlich um - richtig: Leben und Tod. 

Klingt als Kombination geläufig. Doch bei näherem Hinsehen kommen Fragen auf: Das Leben, okay: Von seiner Entstehung durch einen womöglich freudigen und lustvollen, wenn nicht gar ekstatischen Akt (bei dem sich die Nachbarn hinterher noch beschwert hatten) über das dann folgende gravierende Ereignis der Geburt geht es schnurstracks zum Durchleben des Lebens mit seinen Phasen der Kindheit, der Jugendlichkeit, des Erwachsenenalters und schließlich des Greisentums. Soweit, so klar, das ist das Leben. Zum Schluss wird es durch Sterben beendet. Gebongt. 

Kommen wir jetzt zum Tod. Und da wird es komisch. Wenn man stirbt ist man danach tot. Cut und Schluss, kann sich aber auch hinziehen. Jedenfalls tritt der Tod mit dem Sterbevorgang ein und das war's. 

So gesehen ein Riesenunterschied zum Leben. Das Leben geht durch viele Jahrzehnte. Da gibt es Entwicklung. Da wird gefühlt, geliebt, da gibt es Freude und es wird gelitten. Da gibt es Ereignisse und Entscheidungen, Zufälle und Überraschungen. Und in der Vorweihnachtszeit sogar Marzipankartoffeln. Viel los also, was einen prägt und worüber es Fotos, Filme und Schriftstücke gibt. Manchmal auch Bilder, Gedichte und Kompositionen. 

Und dann der Tod. Da soll man einfach nur tot sein und danach ist nichts mehr? Wieso, könnte man sagen, ist doch gut. Auf der einen Seite ist viel los und auf der anderen Seite ist dann nichts mehr. Also muss man auch nichts mehr tun, nichts mehr leisten, keine mehr Tests bestehen, keine Schwierigkeiten mehr überwinden -  man muss überhaupt nichts mehr und hat seine Ruhe. Prima, dass lassen wir so stehen. Soweit würden ja auch noch Ausdrucksweisen wie „Ruhe in Frieden” und „Ewige Ruhe” passend sein. Aber denkste. 

Jetzt kommen Fantasien ins Spiel. Verständlich, weil mancher sich nicht vorstellen kann oder will, dass einfach nur so Schluss ist und dann nichts mehr. Prinzipiell finde ich Fantasien auch interessant. Aber manche dieser Hirngespinste werden Religionen genannt. Und die sind unsympathisch, gelinde ausgedrückt. Denn bei diesen Konstrukten wird mit Repressalien und Vorschriften im Diesseits bei Folterandrohung im Jenseits gearbeitet. Also hat man nach dem Ableben mitnichten seine Ruhe. Vielmehr kommt man vor das jüngste Gericht. Und dort wird entschieden: Himmel oder Hölle. 

Bei nicht ganz so schlimmen Vergehen kommst du zwar vielleicht noch in den Himmel, kannst dort aber nur Wolkenshampoonierer werden. Oder du musst dich um die Schmutzwäsche der Engel kümmern. 

Dann ist da noch die Fantasie, dass der Tod nicht einfach nur durch das nicht mehr hinreichende Funktionieren lebenswichtiger Organe eintritt. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass einen jemand holt: Der Sensenmann. Unheimlich. Aber bei weiterem Bedenken schon sympathischer. Denn wenn es soweit ist würde ich mir zum einen wahrscheinlich erst mal ausführlich in die Hose machen. Aber dann würde ich es vielleicht doch noch schaffen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ich könnte ihm Bier und Frikadellen anbieten und möglichst beiläufig eine Terminverschiebung thematisieren.

Zum Thema gibt es hier mein aktuelles Stück:
https://mariostresow.com/videos