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Konzertkritik "Bun - Jon & The Big Jive" auf dem "International Music Festival 2021" in Buxtehude 

Konzertkritik von Harald Winter (publiziert im Stader Tageblatt am 06.09.2021) über den Auftritt von “Bun – Jon & The Big Jive“ am 04.9.2021 auf dem “International Music Festival“ in Buxtehude. Foto: Jan-Iso Juergens. 

BUXTEHUDE. Es waren zwei Konzerte an gleichem Ort, sogar an der frischen Luft. Beide gehörten zum Programm des Internationalen Musikfestivals (IMF) in Buxtehude – und waren doch so verschieden. 

Swingin‘ Stadtpark am Sonnabend in Buxtehude: Spätestens nach der mit Sprüngen gewürzten A-cappella-Version von Merle Travis legendärem Arbeitersong „Sixteen Tons“ mit der gesamten Band am Bühnenrand gab es kleine Explosionen hinter dem Hallenbad: Teile des Publikums riss es von den Klappstühlen des gut besuchten, jedoch nicht ganz ausverkauften Konzerts im Rahmen des diesjährigen Internationalen Music Festivals (IMF) und inspirierte sie zu den seltsam lockeren Verrenkungen des Lindy-Hop und Rock’n’Roll. 

Impulsgeber: Bun-Jon & The Big Jive, deren Spezialität, die ansteckend schwungvolle US-Tanzmusik vor allem der 30er und 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, allen nicht nur in die Beine fuhr. Das Besondere – jedenfalls aus lokalem Buxtehuder Blickwinkel: Eine besondere Würze, auch mit einigen gelungenen Eigenkompositionen, verlieh gerade dem treibenden Jive der auch auf vielen internationalen Festivals beheimateten Hamburger Band ein Sohn dieser Stadt – und zwar an ziemlich entscheidender Stelle: Der Buxtehuder Kontrabassist Guido Jäger, den wir auch schon als Begleiter des weltbekannten Klarinettisten Giora Feidman erleben durften, schuf mit seinem treibenden Walking Bass den nötigen Druck, um der schnellen Tanzmusik den obligatorischen rhythmischen Wumms zu geben ohne den sich kein Schenkel in Bewegung setzen würde. 

Rhythmusgruppe mit solidem Temperament, Virtuosität und Geschlossenheit 

Womit wir beim Herzstück der Band wären: Die Rhythmusgruppe mit Georg Sheljasov, Piano, Guido Jäger, Bass, Mario Stresow, Guitar, und Matthias Friedel, Drums, legten mit solidem Temperament, Virtuosität und Geschlossenheit die alles entscheidende Basis dieser Musik – sogar noch mit einem ausgefallenen Alleinstellungsmerkmal: Wo hörte man schon so viele ausgebuffte, komplexe Breaks und Schlusswendungen an rhythmisch schwierigen Stellen wie an diesem Abend? 

Daran war natürlich die Horn Section mit Udo Kern und Michael Nix nicht ganz unschuldig – im Gegenteil: Saxofon und Trompete (Organisator Dieter Klar: „Endlich mal Blech…“) sorgten sowohl mit guten Soli und Akzenten als auch mit wohlklingend arrangiertem Satzspiel für Vielfarbigkeit und guten Untergrund für den Sänger Bun-Jon Winkelmann. Wohlklingend-beweglich seine Stimme, sang er nicht nur überzeugend mit allem, was an dieser Stelle dazu gehört, wie zum Beispiel die Kiekser beim „Caledonia Boogie“ von Louis Jordan, sondern packte auch noch in den Gesangspausen seine Gummi-Unterschenkel aus, um den Drive anzuheizen. Nicht zuletzt der Schalk, der ihn ab und an packte bei der Erklärung so beredter Titel wie „I like em fat like that“ oder „I’d like to break your neck“, brachte ihn in enge, unterhaltsame Kommunikation mit dem Publikum. 

Sie sind jetzt schon fürs nächstes Jahr engagiert.